Montag, 31. Dezember 2012

Rutscht gut!

"Wirds besser?
Wirds schlimmer?", 
fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich:
Leben ist immer lebensgefährlich.

Erich Kästner



Und ich begrüsse dich Binzi noch einmal ganz herzlich und ganz ofiziell in meiner Leserschaft. Es freut mich sehr, dass du hier bist.
Ich wünsche euch allen einen guten und unfallfreien Rutsch und wir schreiben und lesen uns im nächsten Jahr.

Ganz liebe Grüsse
Eponine

Sonntag, 30. Dezember 2012

Kribbeln




Ich lege mich auf die kalte Mauer und lasse meinen Geist hochwandern in Marcias Wohnung. Wenn ich schon nicht an ihre Tür klopfen kann, so will ich ihr doch so nahe wie möglich sein. Ihr nahe sein und das gleiche tun wie sie: auf dem Rücken liegen und unser Lied hören. Ein Mal, zwei Mal und ein drittes Mal. Vielleicht spürt sie in diesem Moment ja das gleiche heimelig wohlige Kribbeln wie ich. Ganz sicher spürt sie es, sie kann es nur nicht orten. Marcia und ich hören das Lied ein viertes Mal. Dann schlafen wir ein, Wange an Wange und fest aneinander gekuschelt. Getrennt lediglich durch einen seidenen Vorhang, eine zweispurige Straße und eine kleine Steinmauer. Verbunden durch den Tag am Meer.

Samstag, 29. Dezember 2012

Wahrheiten...




Niemand will das wahrhaben, aber es wird immer wieder Schlimmes geschehen. Vielleicht deshalb, weil alles mit allem zusammenhängt und irgendwer vor langer Zeit als Erster etwas Schlimmes getan hat, was dazu führte, dass ein anderer seinerseits etwas Schlimmes tat und so weiter.
Aber vielleicht geschehen schlimme Dinge ja auch deshalb, damit wir uns daran erinnern, wie das Gute aussehen sollte.

Aus:
19 Minuten
Von:
Jodi Picould

Freitag, 28. Dezember 2012

Nur ein Buch..?

Man sollte sich vor Menschen hüten, die nur ein Buch gelesen haben.

Giacomo Girolamo Casanova




Liebe Luna

Ich begrüsse dich ganz herzlich in meiner Leserschaft und freue mich sehr, dass du zu mir gefunden hast.
Fühl dich wohl hier und lasse dich inspirieren.

Ganz liebe Grüsse
Eponine

Dienstag, 25. Dezember 2012

Und fröhliche Weihnachten

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte,
und kerzenhelle wird die Nacht.
 
Theodor Storm

Montag, 24. Dezember 2012

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Täglich

Eine Fähigkeit, die nicht täglich zunimmt, geht täglich zurück.

Asiatische Weisheit

Dienstag, 18. Dezember 2012

Kennst du das auch?
Kennst du das auch, das manchesmal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehn mußt?

Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf

Wie Einer, den ein plötzlich Herzweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, weinst ohne Halt - Kennst du das auch?

Hermann Hesse



Crazy Hope, ich begrüsse dich hier ganz herzlich. Es freut mich sehr, dass du den Weg zu mir gefunden hast.

Liebe Grüsse
Eponine 

Montag, 17. Dezember 2012

Ideale

Unter den Idealen, die einen Menschen über sich selbst und seine Umwelt hinausheben können, gehört die Ausschaltung weltlicher Begierden, Ausmerzung von Trägheit und Verschlafenheit, Eitelkeit und Geringschätzung, Überwinden von Ängstlichkeit und Unruhe und Verzicht auf Misswünsche zu den Wesentlichsten.

Buddha

Sonntag, 16. Dezember 2012

Sterben? Leben?

Mir kommt in den Sinn, dass sterben leicht ist - leben ist schwer.

Aus:
Wenn ich bleibe
Von:
Gayle Forman

Samstag, 15. Dezember 2012

Stimmen






Anfangs hab ich gedacht, es sei mein Kissen, das da so schön singt. Ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass ein Kissen, das sich jederzeit so sanft und liebevoll an meine Wangen schmiegt, sicher auch in der Lage wäre, solch eine klare Stimme erklingen zu lassen. Da ich sie aber nur dann hören kann, wenn ich die Augen schliesse, habe ich sie einfach für einen angenehmen Traum gehalten. Allerdings bin ich in diesen Momenten nie bei so vollem Bewusstsein, dass ich eingehender darüber nachdenken könnte.

Freitag, 14. Dezember 2012

Humor?

Die deutsche Literatur ist einäugig. Das lachende Auge fehlt.

Erich Kästner

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Happy End

Bei mir muss es immer ein Happy End geben, deshalb weiss ich den Schluss schon, bevor ich den ersten Satz schreibe.

Ingelore Rembs

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Verbrennungen

Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.

Heinrich Heine

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Verschwommen

Ich entferne mich. Langsam aber sicher. So wie der Seemann auf einer Überfahrt die Küste verschwinden sieht, von der er aufbegrochen ist, fühle ich meine Vergangenheit verschwimmen. Mein früheres Leben brennt noch in mir, wird aber mehr und mehr zur Asche der Erinnerung.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Männer





In einem Zeitalter, wo Frauen in der Lage sind, ihre Brustvergrösserung selbst zu bezahlen und sich Autos zu kaufen, die man sonst nur aus James Bond-Filmen kennt, fällt es Männern zunehmend schwerer, sich zu irgendetwas nütze zu fühlen. Zu Recht, muss man sagen. Deswegen ist es wichtig, dass Frauen Männern das Gefühl vermitteln, sie würden irgendwie gebraucht.

Freitag, 30. November 2012

Rätsel

Der Grund, warum es uns solches Vergnügen bereitet, andere Leute zu enträtseln, ist der, daß dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem unsrigen abgelenkt wird.

Oscar Wilde

Dienstag, 27. November 2012

Winter

Ich warte auf den Winter. Warm eingemummelt können wir uns dann Zeit lassen, bis es dunkel wird, zuschauen, wie die Sonne untergeht und der Leuchtturm an ihre Stelle tritt, indem er Hoffnungsstrahlen in alle Richtungen wirft.

Montag, 26. November 2012

Zu meinem Geburtstag ein Zitat...

...von Heinrich Böll. Er ist einer meiner Lieblingsautoren.

Es gehört zur Ironie des Schreibens, dass oft Bücher von Autoren, die absichtslos schreiben, mehr zur Veränderung der Welt beitragen als die Bücher jener, die sich auf ihre Absichten berufen.

Heinrich Böll


Hier noch eine Empfehlung

Sonntag, 25. November 2012

Solange ich mich erinnern kann, war das Lesen meine einzige und liebste Beschäftigung; meine Eltern waren arm, aber da mein Vater sehr gerne las, besass er einige Bücher, die ich verschlang.

Hans Christian Andersen

Samstag, 24. November 2012

Klassiker

Ein Klassiker ist etwas, den alle gelesen haben wollen, aber niemand gelesen hat.

Mark Twain

Freitag, 23. November 2012

Tagebuch

Das Gedächtnis ist das Tagebuch, das wir alle bei uns tragen.

Oscar Wilde

Donnerstag, 22. November 2012

Buch

Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muß es besitzen.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Dienstag, 20. November 2012

Unsicherheit

Wenn man unsicher ist, muss man sich langsam bewegen, denn langsame Bewegungen strahlen Ruhe aus und wirken bedeutend.

Aus:
Besser immer einen als einen immer
Von:
Friederike Costa

Montag, 19. November 2012

Abwesenheiten







Wenn du alleine bist, in einem fernen Land, hält dich die Abwesenheit eines Menschen, den du liebst, am Leben, sie gibt dir Hoffnung und macht dir Mut, all das durchzustehen, was dir widerfährt. Aber wenn dieser geliebte Mensch nur am anderen Ende der Stadt ist, ist das eine Abwesenheit, die dich zerfrisst.

Dienstag, 13. November 2012

Lesen

Lesen ist meine Leidenschaft. Bücher riechen gut, fassen sich so schön an und jedes hat ein anderes Gewicht. Es gibt grosse und kleine, schwere und leichte, dicke und dünne Bücher. Jedes Buch ist eine Tür in eine andere Welt, in der man Abenteuer, Romanzen, und den unglaublichsten Menschen, Gefühlen und Gedanken begegnen kann. Ein idealer Weg für einsame Gedankenmacherinnen wie mich.

Aus:
Sehnsuchtskarussell
Von:
Cleo Maria Kretschmer

Montag, 12. November 2012

Trauer?!

Er arbeitete als Knecht auf dem Hof und bekam jeden Tag Prügel von seinem Vater, welcher der Meinung war, dass sein Sohn zu gar nichts taugte. Als Julius fünfundzwanzig war, starb erst seine Mutter an Krebs, und ihr Sohn trauerte sehr um sie. Wenig später ertrank der Vater im Sumpf, bei dem Versuch, eine Kuh zu retten. Auch da trauerte Julius sehr, denn er hatte wirklich an der Kuh gehangen.

Aus:
Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Von:
Jonas Jonasson

Donnerstag, 8. November 2012

Bücherwand

Eponine: Wenn wir einmal zusammen wohnen, dann darfst du das schnellste und beste Internet haben und wenn es noch so teuer ist. Und ich kriege eine Bücherwand. Vielleicht im Wohnzimmer
Liebster: Selbstverständlich!

Wenn es nur immer so einfach wäre im Leben...

Dienstag, 6. November 2012

Poesie

Man muss die ganze Poesie vergessen; wir müssen das Rohmaterial hernehmen und die Farbe spritzen lassen. (...) Uns bleibt nur eins : Uns gegen die Flut zu stemmen, so gut wir können.

Charles Bukowski
Aus dem Vorwort von "Opfer der Telefonitis"

Montag, 5. November 2012

Gefühle

Ich halte es für eine grosse Qualität von Literatur, dass sie Gefühle nicht nur beschreibt, sondern in der Lektüre nachvollziehbar macht.

Uwe Timm
Aus dem Vorwort von "Das Abendessen"

Dienstag, 30. Oktober 2012

Du musst deinen Leser mit Wahrheiten verführen, wenn du nicht scheitern willst. Du musst ihn vom ersten Augenblick in den Bann ziehen, wenn du ihn nicht verlieren willst. Ich glaube, ich bin ein Erzähler, der die Kunst beherrscht, die Menschen mit nichts als mit Geschichten zu fangen.

Henning Mankell

Aus dem Klappen-Innentext von der Erzählung "Der Mann am Strand"

Montag, 29. Oktober 2012

Zwei Wölfe

Ein alter Indianer sass mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten.
Nach einer Weile des Schweigens sagte der Alte: "Weisst du wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend." Der Junge fragte: "Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?".
"Der Wolf, den ich füttere", antwortete der Alte!

Quelle unbekannt

Sonntag, 28. Oktober 2012

Fremdsprachen


Ich atme tief durch und zähle bis zehn. Dann wiederhole ich das Ganze auf Spanisch und Englisch. Es ist sehr praktisch, Fremdsprachen immer wieder in den Alltag einfliessen zu lassen. So kann man, ohne Zeit zu verlieren, gelernte Strukturen wiederholen und einschleifen.

Samstag, 27. Oktober 2012

Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.


Jakob van Hoddis, 1887 - 1942

Freitag, 26. Oktober 2012

Verbrennungen

Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.

Heinrich Heine

 

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Liebe






"Sie lieben sie sehr, nicht?", fragte ich schliesslich. Eine blöde Frage, wie aus einem billigen Film.
Er bewegte den Kopf langsam von einer Seite zur anderen.
"Sie ist mein Leben."
Die Antwort passte zu meiner Frage, sie war auch blöd und billig, aber bei ihm klang es nicht so.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Spiegelbilder

Alex sah in die Augen ihrer Tochter und entdeckte darin ein winziges Spiegelbild ihrer selbst. Sie fragte sich plötzlich, warum sie so etwas nie mit Josie gemacht hatte: mit Lidschatten herumexperimentieren, ihr die Zehennägel lackieren,  Frisuren ausprobieren. Andere Mütter hatten solche gemeinsame Erinnerungen mit ihren Töchtern, und erst jetzt wurde Alex klar, dass es ihre Aufgabe gewesen wäre, für solche Augenblicke zu sorgen.

Aus
Von
Jodi Picoult

Montag, 22. Oktober 2012

Ironie

Der Schriftsteller scheut sich vor Gefühlen, die sich zur Veröffentlichung nicht eignen; er wartet dann auf seine Ironie.

Max Frisch

Sonntag, 21. Oktober 2012

Der Leser


Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht
wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,
das nur das schnelle Wenden voller Seiten
manchmal gewaltsam unterbricht?

Selbst seine Mutter wäre nicht gewiß,
ob er es ist, der da mit seinem Schatten
Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,
was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis

er mühsam aufsah: alles auf sich hebend,
was unten in dem Buche sich verhielt,
mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend
anstießen an die fertig-volle Welt:
wie stille Kinder, die allein gespielt,
auf einmal das Vorhandene erfahren;
doch seine Züge, die ungeordnet waren,
blieben für immer umgestellt.

Von:
Rainer Maria Rilke
Aus:
Gedichte und Prosa


Samstag, 20. Oktober 2012

Trostlosigkeit





Trostlosigkeit

Leere, dunkle, einsame Strassen,
Mächtige, riesige Menschen, die hassen
Alles was lebt und was liebt.

Ängste, Trauer, Qualen und Sorgen
Lassen dich fürchten das Hier und das Morgen
Errichten düstere Mauern um dich.

Freude und Glück, aufrichtige Liebe
Verziehen sich langsam, sichtbare Diebe
Verlassen dich schmerzhaft und sacht.

Einsamer, kalter, nächtlicher Himmel,
Drohendes, teuflisches Höllengeklingel
Umgibt dich mit tosender Wucht.

Alleine im Dunkeln, in Herbst und in Nacht
Haben sich Suchende aufgemacht
Dich zu holen ganz schnell.




Ganz herzlich möchte ich noch die Wolkentänzerin hier willkommen heissen. Fühl dich wohl hier und viel Spass beim Mitlesen
Eponine

Freitag, 19. Oktober 2012

Wer kennt solche Bücher?

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat.

Johann Wolfgang Goethe

Flüsse

Gute Bücher sind wie grosse, wilde Flüsse. Sie reissen den Leser mit sich und halten ihn in ihren Fluten gefangen.

Herzlich willkommen Gabriela, schön, dass du da bist!

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Dunkelheiten

Die Dunkelheit schien alles gefressen zu haben, die Bäume und selbst den Boden vor ihren Füssen. Nachtfalter flatterten ihnen ins Gesicht, aufgeschreckt von dem Feuer, das Farid zwischen seinen Fingern hegte wie ein kleines Tier. Die Bäume schienen Augen und Hände zu haben, und der Wind trug Stimmen an ihre Ohren, leise Stimmen, die Meggie unverständliche Worte zuflüsterten.

Aus
Tintenblut
Von
Cornelia Funke

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Zeit

Ein Buch will seine Zeit. Alle schnell in wenigen Wochen geschriebenen Bücher erregen bei mir ein gewisses Vorurteil gegen den Verfasser.

Heinrich Heine

Dienstag, 16. Oktober 2012

Garten

Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

Arabische Weisheit


Montag, 15. Oktober 2012

Freudvoll

Freudvoll

Freudvoll

und leidvoll,
gedankenvoll sein.
Hangen
und bangen
in schwebender Pein.
Himmelhoch jauchzend
zum Tode betrübt,
Glücklich allein
ist die Seele die liebt.



Johann Wolfgang von Goethe
 
aus Egmont.

Sonntag, 14. Oktober 2012

Per Sie

Gegen geborgte Bücher behält man stets eine gewisse formelle Höflichkeit. Man gewinnt kein Verhältnis zu solchen Büchern, man bleibt stets "per Sie" mit ihnen. 
 
Rainer Maria Rilke

Samstag, 13. Oktober 2012

Wasservogel

Des Wasservogels Wegflug und Wiederkehr, ohne Spur sind sie,
jedoch seines Weges Bahn - könnte er sie je vergessen?

Meister Dogen


Freitag, 12. Oktober 2012

Ode an das Buch

Oh Buch

Liegst du erst einmal in meiner erwartungsvollen Hand,
Geöffnet, leise aufgeschlagen,
Entführst du mich ganz langsam, wie ein Schlummer.

Ferne Welten werde ich sehen,
Andere Länder, Kulturen, Menschen
Geschichten aus aller Zeit.

Auswüchse einer fremden Fantasie
Oder einer anderen Realität
Verschwimmen zu einem unüberschaubaren Ganzen.

Du hältst mich gefangen,
Umgibst mich sanft und klebrig warm
Mit unendlich süsser Poesie.

Manchmal machst du mich traurig,
Wütend, betroffen, weinend, ratlos.
Du schockierst und erschütterst.

Manchmal berührst du,
Weckst Mitleid, Hoffnung, Sehnsucht,
Lässt mich mein Menschsein spüren.

Und auch machst du glücklich,
Fröhlich, lachend, jauchzend, jubelnd,
Gibst mir alle meine Freude zurück.

Erzählungen gewürzt mit Witz und Eleganz,
Manchmal stockend, mal fliessend,
Meistens unterhaltsam.

Und am Ende bin ich froh,
Die Achterbahn der Gefühle überstanden zu haben,
Dich gelesen zu haben.

Und meistens bin ich traurig,
Dass ich dich wieder zuschlagen muss,
Dass deine Geschichte zu Ende erzählt ist.

Aber in meinen Gedanken
Lebt deine Geschichte weiter.
Oh Buch, ich danke dir dafür!

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Erinnerungen

"Du kannst natürlich alles so einrichten, wie du möchtest. Wo ist dein Gepäck?"
"Das habe ich beim Überfall verloren."
"Und bei den Indianern..." Rose stockte, als hätte sie sich an etwas verschluckt.
"Ich habe von dort nichts mitgenommen", antwortete Marie sanft. "Alles, was ich besitze, trage ich an meinem Körper." Und in meinem Herzen. Die Worte ihres Bruders fielen ihr wieder ein. Was in deinem Herzen ist, kann dir niemand nehmen.

Aus: Das Lied der weissen Wölfin
Von: Claire Bouvier

Dienstag, 9. Oktober 2012

Ein Traum von Maria

Ein Traum von Maria


Niemals sah ich dein Gesicht,

Doch eine Handvoll Sonne,
Das Einzige, was auf meinen Weg fiel,
Kam aus deinen Händen.
Schicksal, Schnee und Wind und Angst.

Die einzige frohe Botschaft,
Die in meinen Winkel fiel,
Kam aus deinem Munde.

Die Wege nehmen Abschied
In Dunkelheit und Vergessen.

Einen Moment hielt sie inne,
Die unglückliche Seele,
Sie wusste nicht, wohin mit den Augen,
Und erbebte.

So ging das Leben dahin.
Und niemals sah ich dein Gesicht.
 

Von
Ivo Andrić
Aus
Lyrik und lyrische Prosa




San o Mariji

Ja nisam nikad video tvog lica,
A pregršt sunca,
Jedina što je pala na moj put,
Bješe iz tvoje ruke.
Sudbina. Snijeg i vjetar i strah.

Jedna jedina radosna
Vijest, što je pala u moj kut
Bješe iz tvojih usta.

Praštaju se putevi tamom i zaboravom.

Jedan čas je stala
Uboga duša, ne znajući kuda s očima,
I drhtala.

Tako je prošao život.
I nikad nisam video tvog lica.

Montag, 8. Oktober 2012

Morgenstimmung

Und wenn ich am Morgen aufstehe und sogleich zu einem Buch greife, ein wenig darin lese und dann erst in die Küche oder ins Badezimmer gehe, habe ich mir schon vor dem eigentlichen Aufstehen und Aufwachen Zugang zu einer anderen Welt gewährt.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Bindung zu Bücher

Der Liebste: Dann leih dir die Bücher doch in einer Bibliothek aus, wenn du nicht noch mehr Geld dafür ausgeben willst.
Eponine: Aber ich will sie haben, besitzen, in mein Regal stellen. Ich will an ihnen riechen und sie müssen ganz frisch sein, der Zauber muss erhalten sein. Ohne Kaffeeflecken, andere Hände, fremde Hände. Und wenn ich sie weitergeben und jemandem ausleihen will, bestimme ich wem und für wie lange und kann sie dann wieder zurück stellen, an ihren Platz. In meinem Regal. Ich kann sie täglich ansehen, anfassen, aufschlagen, darin lesen. Sie fotografieren, umsortieren, anordnen, auswählen. Darum kaufe ich sie. Auch weiterhin!

Samstag, 6. Oktober 2012

Schmerz...

18:32
Bin sehr nervös. Und sehr deprimiert. Werde jetzt mit der Epilation fortfahren, um mich durch den äusseren Schmerz von meinem inneren Schmerz abzuhalten.

Mondscheintarif
Ildikó von Kürthy

Freitag, 5. Oktober 2012

Blumen


Ich habe heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um dir ihr Leben zu schenken.

Christian Morgenstern


Donnerstag, 4. Oktober 2012

Eau sauvage

Der Name war ebenso schlicht und verheissungsvoll, wie der Duft berauschend. Er hatte mit Natur und Freiheit zu tun. Was war es doch? Eleni blieb mit ihrem Besen in der Hand stehen und schloss die Augen. Wieder sah sie sich das Bad betreten, nach dem Flakon greifen und ihn öffnen, um am Parfüm zu riechen, ehe sie ihn vorsichtig abstellte.
"Eau sauvage!", rief sie.
Glücklicherweise war niemand in der Nähe, der ihren Triumphschrei hören konnte, hielt man sie doch seit Beginn ihres Abenteuers schon für wunderlich genug.

Die Schachspielerin, Bertina Henrichs

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Bastelstunden



Skarlet hatte Basteln immer für ein Wesensmerkmal des Sozialismus gehalten. Eine aus Mangel und Materialknappheit erfundene abstruse Verhaltensform, die das Land zu einem Provisorium gemacht hatte. Aber zu Skarlets Überraschung war der Bastelwahn gesamtdeutsch, Deutschland einig Bastelland. In einer Gesellschaft, die auf Perfektion bedacht war, galt es als heldenhaft, seine Freizeit mit dem Zusammenbau fünfundachzigteiliger Lamellenschränke zu verbringen und, statt einen Handwerker zu bestellen, alle Elektroleitungen selbst zu verlegen und fortan beim Berühren jedes Lichtschalters mit der Gefahr zu leben, dass ein Pol verwechselt worden war. Aber ein deutscher Mann nahm auch einen Herzstillstand in Kauf.



Ironische und somit auch sehr buchbeschreibende Passage aus:

Dienstag, 2. Oktober 2012

Ins Netz gegangen

Diesen wunderschönen Text mit den Bildern habe ich von der Wolkentänzerin vom Blog "Wenn Wolken weinen". Schaut doch einmal vorbei, es lohnt sich...


Warum ein Schmetterling fliegen kann

Vor einiger Zeit haben Forscher eine Studie begonnen. Als Versuchsobjekt dienten einige verpuppte Raupen, Raupen, die zu Schmetterlingen heranwuchsen.
Die Forscher wollten untersuchen, was passiert, würden sie die Kokons ein Stück weit öffnen, den metamophorsierten Raupen helfen, aus ihrem Gefängnis zu schlüpfen.

Das Ergebnis war frappierend: Kein einziger befreiter Schmetterling konnte fliegen, keiner hob ab in die Weiten des Himmels.
Sofort untersuchten die Forscher jene Ursache dafür.
Die Lösung? Der Schmetterling lernt, durch das Öffnen des Kokons, auf seine Flügel zu vertrauen. Durch das kräftige Schlagen seiner Flügel befreit sich der Schmetterling und weiß, er kann auf seine Fluggeräte bauen, weiß, dass sie ihn nicht im Stich lassen.

Keiner der Versuchsschmetterlinge konnte am Ende also fliegen, konnte sich somit auch keinen Nektar holen und verhungerte bitterlich.

Was lernst du daraus? Manchmal ist es vielleicht gut, kämpfen zu müssen. Es ist gut, so kräftig mit den Flügeln zu schlagen, dass es schon wehtut, nur um aus diesem Gefängnis zu gelangen. Denn am Ende weißt du, wozu du und deine Flügel fähig sind.

Niemand sagt, dass das Befreien einfach wird, dass es nicht all dein Kraft von dir abverlangt, doch du kannst es schaffen! Am Ende wirst du vielleicht ein wundervoller farbenfroher Schmetterling, der frei durch die Luft fliegen kann, dank seines Kampfes, den er einst erfolgreich gefochten hat.



Wolkentänzerin

Montag, 1. Oktober 2012

Geschichten

Geschichten sind das Gefährlichste der Welt, knurrte das Monster. Geschichten jagen, beissen und verfolgen dich.
"Sowas behaupten Lehrer immer", entgegnete Conor.
"Und denen glaubt auch keiner."


Aus:
Sieben Minuten nach Mitternacht
Von
Patrick Ness und Siobhan Dowd